Illustration von Ruzena Bajcsy und Tim Berners-Lee

B – Ruzena Bajcsy und Tim Berners-Lee | Von A bis Z: 48 Forschende, die die Welt veränderten

Von LET’S TECH am 10.05.2021

Von Gehirnstrukturen und Robotik bis hin zur Erfindung des Internets – Ruzena Bajcsy und Tim Berners-Lee beeinflussen unser Leben noch heute. In unserem Blogbeitrag erfährst du, wie es dazu gekommen ist – und warum Berners-Lee sogar zum Ritter geschlagen wurde.
Illustration von Ruzena Bajcsy
So viele Nullen und Einsen: Im Coding war Ruzena Bajcsy ihrer Zeit voraus.

Ruzena Bajcsy: Informatikerin und Robotik-Vordenkerin

Ruzena Bajcsy kam am 28. Mai 1933 in Bratislava in der damaligen Tschechoslowakei zur Welt. Ihr Vater war Bauingenieur, ihre Mutter verstarb, als sie erst drei Jahre alt war. Da die ganze Familie jüdisch war, wurde sie von den Nationalsozialisten verfolgt, allerdings blieb sie von der Deportation in ein Konzentrationslager verschont.

Das war dem Beruf des Vaters zu verdanken: Bauingenieure wurden während des Krieges gebraucht, u.a. um die Straßen in Gang zu halten. 1944 wurden der Vater und die Stiefmutter dennoch von Nationalsozialisten getötet. Ruzena war zu dem Zeitpunkt elf, ihre jüngere Schwester erst sieben Jahre alt.

Nach dem Krieg: Ruzena bajcsy arbeitete sich rasch in höhere Unisphären

Das Rote Kreuz erklärte die beiden Mädchen zu Kriegswaisen und stellte sie für den Rest des Krieges unter Schutz. Nach einer kurzen Zeit in einem Waisenhaus in Bratislava kam Ruzena zu einer Pflegefamilie. Dort hatte sie die Möglichkeit, ein Gymnasium zu besuchen. 1952, nach Abschluss des Gymnasiums, begann die junge Frau an der Slowakischen Technischen Universität Elektrotechnik zu studieren. Schon in der Schule war sie begeistert von Mathematik, und mit diesem Studium konnte sie ihre Leidenschaft mit einem technischen Beruf kombinieren.

An der Universität kam sie zum ersten Mal in Kontakt mit einem Computer, den sie damals im Hexadezimalcode programmierte — Programmiersprachen, wie wir sie heute kennen, gab es zu dem Zeitpunkt noch nicht. 1967 bekam Ruzena Bajcsy als erste Frau in der Slowakei den PhD in Elektrotechnik verliehen.

Ein PhD ist nicht genug: Ruzena Bajcsy legte gleich noch eine Dissertation drauf

Im Jahr 1967 bekam Ruzena Bajcsy auch das Angebot, an der renommierten Stanford University zu forschen. Diese Chance ergriff die damals 34-Jährige und wanderte in die USA aus. Dort bekam sie 1972 ihren zweiten PhD, diesmal im Bereich Computerwissenschaften. In ihrer Dissertation ging es damals schon um Teilbereiche der Robotik und der Künstlichen Intelligenz.

Der Grundstein für eine erfolgreiche Karriere war gelegt: Bajcsy erhielt eine Anstellung an der University of Pennsylvania. Dort gründete sie 1978 das GRASP (General Robotics and Active Sensory Perception) Lab. 1985 wurde sie Direktorin dieses Labors und Vorstand der Fakultät für Informatik. Seit 2001 ist sie Informatik-Professorin an der University of California.

Fotografie von Ruzena Bajcsy in ihrem Büro an der University of California, Berkeley
Ruzena Bajcsy im Jahr 2013 – natürlich immer noch eifrig am Forschen. | Quelle: Wikimedia – Franc Solina (Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode)

Wie Zukunftsmusik zur Gegenwart wurde

Im Laufe ihres Berufslebens beschäftigte sie sich mit Künstlicher Intelligenz, Kognitionswissenschaft, Robotik, Computersehen, Mustererkennung und Bildverarbeitung in der Medizin. Unter anderem entwickelte sie mit ihrem Team einen Algorithmus, der es ermöglicht, Gehirnstrukturen bei verschiedenen Tomografietechniken automatisch zu erkennen. Diese Technik wird in der Medizin mittlerweile standardmäßig eingesetzt.

Für ihre herausragende Arbeit im Bereich der Robotik erhielt die Informatikerin zahlreiche Preise, darunter die Benjamin-FranklinMedaille für Informatik und Kognitionswissenschaft und den IEEE Robotics and Automation Award.

Illustration von Tim Berners-Lee
Ein Leben ohne Internet? Ohne Tim Berners-Lee wäre das vielleicht tatsächlich so ...

Tim Berners-Lee: der Physiker, der das WOrld Wide Web erfand

Timothy John Berners-Lee wurde am 8. Juni 1955 in London geboren. Nach seinem Schulabschluss absolvierte der Brite an der University of Oxford ein Physikstudium, das er 1976 abschloss. Schon als Kind interessierte er sich für Computer — während des Studiums baute er dann selbst einen aus einem alten Fernseher.

Internet für alle: Wie Tim Berners-Lee das World Wide Web zum Massenmedium machte

Nach dem Studienabschluss arbeitete er für verschiedene britische Unternehmen, bevor er in den 1980ern einen Job am Europäischen Kernforschungslabor CERN in der Schweiz bekam. Dort entwickelte er 1989 ein Projekt, das die Welt verändern sollte: das World Wide Web. Am 24. Dezember 1990 stellte er die erste Website der Welt, info.cern.ch, online.

Die ursprüngliche Idee war es, einen einfachen Wissensaustausch zwischen Forschenden auf der ganzen Welt zu ermöglichen, allerdings entwickelte es sich sehr schnell zum Medium für eine breite Masse. Das hatte mehrere Gründe: Zum einen lag das an der Erfindung des ersten massentauglichen Browsers „Mosaic“ durch den amerikanischen Wissenschaftler Marc Andreessen im Jahr 1994. Zum anderen war Berners-Lee von Anfang an darauf bedacht, dass die Technologie für alle frei zugänglich sein soll. Daher verzichtete er auf die Patentierung seiner Idee und in weiterer Folge auf die wirtschaftlichen Gewinne, die ihm seine Erfindung gebracht hätten.

Er steht zu seinem Wort: Seinen Prinzipien ist Tim Berners-Lee heute noch treu

1994 wechselte der Informatiker ans Massachusetts Institute of Technology (MIT) in die USA und gründete das World Wide Web Consortium (W3C). Seit damals ist der Brite auch der Direktor dieser Einrichtung. Das W3C beschäftigt sich mit der Weiterentwicklung des World Wide Web, wobei es Berners-Lee besonders wichtig ist, dass das Netz nach wie vor möglichst offen und frei zugänglich ist.

2016 bekam er einen Lehrstuhl an der University of Oxford. Bis heute arbeitet er mit verschiedenen Organisationen daran, die Potenziale des World Wide Web noch besser auszuschöpfen und allen Menschen weltweit einen Zugang zu dieser Technologie zu ermöglichen.

 

Fotografie von Tim Berners-Lee
Wie ein richtiger Sir – naja, das ist Tim Berners-Lee mittlerweile ja auch. | Quelle: Wikimedia – Paul Clarke (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode)

Ehre, wem Ehre gebührt: Zahlreiche Auszeichnungen für den Erfinder des Internets

Für seine Verdienste und Errungenschaften wurde Berners-Lee vielfach ausgezeichnet. 2004 schlug Queen Elizabeth II. ihn sogar zum Ritter und erhob ihn so in den Adelsstand. 2010 wurde das World Wide Web für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. 2017 bekam Berners-Lee den Turing Award verliehen, der als „Nobelpreis für Computing“ angesehen wird.

Quellenverzeichnis

IEEE History Centre (2002): Oral History: Ruzena Bajcsy (2002), [online] https://ethw.org/Oral-History:Ruzena_Bajcsy_(2002) [12.03.2019].

Internet Hall of Fame (o.J.): Official Biography: Tim Berners-Lee, [online] https://internethalloffame.org/official-biography-tim-berners-lee [12.03.2019].

Robot Hall of Fame (o.J.): About the Jury: Ruzena Bajcsy, [online] http://www.robothalloffame.org/jury/jury_bajcsy.html [12.03.2019].

University of California (o.J.): Ruzena Bajcsy, [online] https://www2.eecs.berkeley.edu/Faculty/Homepages/bajcsy.html [12.03.2019].

WHO’s WHO (o.J.): Tim Berners-Lee, [online] http://www.whoswho.de/bio/tim-berners-lee.html [12.03.2019].

W3C (o.J.): Tim Berners-Lee, [online] https://www.w3.org/People/Berners-Lee/Longer.html [12.03.2019].

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