Girls! TECH UP-Role Model 2025 Christina Unterweißacher bei der Arbeit

„Ich hab gewusst: Das ist genau das, was ich machen will.“ – Christina Unterweißacher, Girls! TECH UP-Role Model 2025, im Interview

Die Buchstaben "L" und "T" des LET'S TECH-Logos

Von LET’S TECH am 4.12.2025

Von der HBLW in die Elektrotechnik: Christina Unterweißacher, Netzplanerin bei der Salzburg Netz GmbH und Gewinnerin des diesjährigen Girls! TECH UP-Role Model-Award, hat ihren Weg gemacht und ihren Traumjob als Netzplanerin für Versorgungsleitungen gefunden. Warum sie sich für die Elektrotechniklehre entschieden hat und was ihren Beruf alles andere als langweilig macht, erfährst du hier im Interview.

Alle Infos zum Role Model-Award 2025 sowie Christinas Video findest du hier!

Dein Weg in die Elektrotechnik war – wie du selber sagst – nicht ganz geradlinig. Kannst du uns deinen Weg skizzieren?

Ich bin nach der Hauptschule in die dreijährige HBLW gegangen, aber das war eher ein Notplan, weil ich nicht gewusst hab, was ich wirklich machen wollte. Während der Schulzeit hab ich dann gedacht: Nein, ich mach danach was anderes. Und das, was mich am meisten motiviert hat, war die Elektrotechnik. Ich hab mit der Lehre angefangen, und dann ist eine Auszeichnung nach der anderen gekommen.

Warum hast du dich spezifisch für eine Lehre als Elektrotechnikerin entschieden?

Meine Eltern haben einen Bauernhof, und mein Papa – früher Tischler – macht selber noch sehr viel daheim. Auch meine zwei Brüder sind Techniker. Am Anfang war die Mechanik ganz interessant für mich, aber nachdem meine Brüder bereits Mechaniker waren, hab ich mich für die Elektrotechniklehre entschieden. Das hat sich ergänzt, und ich hab auch die Herausforderung gesucht.

Würdest du also sagen, dein Papa und deine Brüder waren Vorbilder für dich?

Ja. Rückblickend war eigentlich schon in der Hauptschule klar, dass ich in die Technik gehen möchte. Nur hab ich mich damals nicht ganz drüber getraut.

Christina Unterweißacher, Girls! TECH UP-Role Model 2025 bei der Arbeit
Spaß bei der Arbeit ist für Christina keine Seltenheit. | Credits: Josip Bosnjak

Wie war deine Lehrzeit?

Mir hat es von Anfang an getaugt. Natürlich, es hat Situationen gegeben, wo Zweifel aufgekommen sind. In manchen Bereichen der Technik ist es halt noch nicht Standard, dass es auch Frauen gibt. Aber ich hab gewusst: Das ist genau das, was ich machen will. Da steckt eine Leidenschaft dahinter. Und du wirst nie allen gefallen. Du musst das tun, was du richtig findest. Wenn du Interesse hast, ist es auf jeden Fall machbar. Alles, was man gern lernt und tut, das läuft auch viel leichter.

Was lernt man in der Lehre als Elektrotechnikerin bei der Salzburg AG genau?

Bei uns kommt man in viele verschiedene Bereiche rein. Zuerst war ich in der Trafowerkstatt und hab viel über Transformatoren gelernt: wie sie funktionieren und wie sie umgebaut werden. Dann war ich in der Telekommunikation und in der Schlosserei, wo wir gelernt haben, wie Metall verarbeitet wird. Und schließlich war ich in der Kraftwerk-Gruppe und bei den Freileitungen. Da durfte ich auf einen Masten steigen, das wollte ich immer schon mal machen.

Seit 2020 bist du jetzt bei der Salzburg Netz GmbH in der Netzplanung für Versorgungsleitungen. Wie schaut ein typischer Arbeitstag aus, bzw. gibt es diesen überhaupt?

Es ist immer anders, weil ich täglich verschiedene Projekte bearbeite. Es kann sein, dass ich an einem Tag ein kleines Projekt wie einen Hausanschluss fertigstelle, und dann hab ich wieder ein größeres Projekt, bei dem mehr Grundeigentümer:innen und Sparten (z. B. für Strom) einbezogen werden müssen.

Grundsätzlich läuft ein Projekt jedenfalls so ab: Ich kommuniziere mit jeder Sparte, die für das Projekt wichtig ist. Dann fasse ich alle Infos zusammen, überlege mir notwendige Maßnahmen, erstelle einen Plan für die Trassen (Anm.: d. h. wie Leitungen, Kabel etc. verlegt werden), kalkuliere die Kosten, verfasse gegebenenfalls Ansuchen für Behörden und erstelle Vereinbarungen und andere notwendige Dokumente. An anderen Tagen besichtige ich die zukünftigen Baustellen und verhandle mit Grundeigentümer:innen vor Ort. Denn Grund ist ein hohes Gut, das muss man sensibel behandeln. Anschließend geben wir das Projekt an die Bauabteilung weiter, weisen die Bauaufsicht ein, und danach wird die Baustelle gestartet. Falls es später noch Abstimmungen braucht, bin ich da auch noch dabei.

Girls! TECH UP-Role Model 2025 Christina Unterweißacher bei der Arbeit
Christina bei der Projektplanung | Credits: Josip Bosnjak

Was gefällt dir an deiner Tätigkeit am meisten? Ist es diese Abwechslung?

Ja, voll, denn sonst wird es irgendwann langweilig, glaube ich. Außerdem mag ich, dass ich mit Leuten zu tun hab. Man kommt mit vielen verschiedenen Charakteren zusammen und lernt immer daraus. Das finde ich extrem wertvoll.

Gibt es ein Projekt, das dich besonders begeistert hat?

Es gibt ein paar. Ich hatte zum Beispiel ein großes Projekt für Glasfaserausbau. Das hat mich auch vor Herausforderungen gestellt, aber wir haben es super gemeistert. Generell begeistern mich eher die größeren Projekte. Da weiß man immer, für was man das macht.

Du hast heuer die Ingenieur-Zertifizierung erlangt. Wie ist es dazu gekommen, und was bedeutet dir das?

Die Zertifizierung bedeutet mir echt viel. Nach der Lehre und Meisterprüfung hab ich entschieden, die Matura zu absolvieren und nach den erforderlichen Praxisjahren den Ingenieurtitel zu beantragen. Es war sehr herausfordernd, weil ich ja neben der Matura ganz normal gearbeitet hab. Aber ich hab es einfach durchgezogen, weil ich dieses Ziel vor Augen hatte.

Girls! TECH UP-Role Model 2025 Christina Unterweißacher bei der Arbeit
Online-Voting und Jury-Wertung bestanden: Christina mit ihrem verdienten Role Model-Award | Credits: OVE/Fürthner

Wie bist du dann auf den Role Model-Award aufmerksam geworden, und warum hast du dich beworben?

Unsere Firma legt viel Wert darauf, Frauen für die Technik zu begeistern, und in unserem Intranet wurde das ausgeschrieben. Ich hab mich beworben, um meinen Weg zu zeigen, weil ich glaube, dass das schon eine relativ große Motivation für Frauen und Mädchen ist.

Was waren deine ersten Gedanken, als du erfahren hast, dass du das Girls! TECH UP-Role Model 2025 bist?

Ich hab es am Anfang, ehrlich gesagt, gar nicht geglaubt. Ich hab gedacht, da spielt jemand einen Streich mit mir. Aber ich hab mich sehr gefreut.

Was, denkst du, macht dich zum Role Model?

Ich glaube, die Tatsache, dass ich meinen Weg durchgezogen hab. Und dass ich Begeisterung für die Technik vermittle, dass es echt Spaß macht.

An der Stelle muss ich auch noch sagen: Das Video hat die Salzburg AG unterstützt, das ist auch nicht selbstverständlich. Und die Geschäftsführer:innen von der Salzburg Netz GmbH haben das Voting stark beworben, drei E-Mails wurden an die ganze Belegschaft ausgeschickt. Das hat mich extrem gefreut. Der Zusammenhalt ist sehr gegeben bei uns.

Was machst du, wenn du nicht arbeitest? Wie verbringst du deine Freizeit?

Neben der Technik sind meine Leidenschaft die Berge. Ob klettern, wandern, bergsteigen oder Skitouren gehen – dort bekomm ich einfach Abstand. Und seit 2014 bin ich aktives Mitglied bei der Bergrettung Lofer, weil ich mich auch ehrenamtlich engagieren möchte. Mittlerweile bin ich im Ausschuss dabei und unterstütze unseren Ausbildungsleiter als Stellvertreterin.

Was möchtest du Mädchen und jungen Frauen noch mitgeben, die sich unsicher sind, ob sie in die (Elektro-)Technik gehen sollen?

Hör auf dich. Wenn du dafür brennst, musst du es einfach tun. Das darf man sich vom Umfeld auch nicht kleinreden lassen. Folg deiner Intuition.

Girls! TECH UP-Role Model 2025 Christina Unterweißacher bei der Arbeit
Als Netzplanerin für Versorgungsleitungen wird es Christina nie langweilig. | Credits: Josip Bosnjak

Danke dir fürs Interview, Christina!

Wenn du noch mehr Einblicke in technische Berufe erhalten möchtest, dann schau doch mal bei einem unserer Girls! TECH UP-Erlebnistage vorbei! Wir sind nächstes Jahr wieder in Kufstein, Graz und Wien.

Credits Titelbild: Josip Bosnjak

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