Pauline Mercier von Citrix

Pauline Mercier | Per Zufall in die IT: Warum du die Zukunft nicht immer planen musst

Foto von Iris Zechner

Von Iris am 20.05.2021

In der Schule hätte sich Pauline Mercier nie gedacht, dass sie einmal in der IT landen würde. Jetzt arbeitet sie für Citrix. Mitten in London. Und betreibt nebenbei noch einen Instagram-Account, wo sie uns Cloud Computing näher bringt. Ohne technisches Studium in die IT: Hier erzählt uns Pauline, wie es dazu gekommen ist. Und warum es nicht so schlimm ist, wenn du noch nicht weißt, was du später einmal machen möchtest.

Pauline Mercier ist Französin – das Interview wurde daher nicht auf Deutsch, sondern auf Englisch geführt. Hier lest ihr die Übersetzung!

Pauline Mercier von Citrix in London

Computer und ihre Programme – woher kommt dein Interesse an der IT?

Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Vor diesem Interview habe ich schon überlegt: Was könnte ich dazu sagen? Und da ist mir bewusst geworden, dass es eigentlich schon ganz früh angefangen hat, als ich noch sehr jung war. Vielleicht sieben oder acht? Ich weiß es nicht mehr genau. Aber ich weiß noch, wie fasziniert ich immer war, wenn mein Papa seinen eigenen Computer gebaut hat.

Wenn man einen Desktop hat und sich in der Technik ein bisschen auskennt, kann man all die Teile auswählen, die man verwenden möchte. So entsteht dann ein eigener Computer, und mein Papa liebte es, das zu tun. Ich glaube, er hat mir da sehr viel beigebracht – wie man die verschiedenen Teile nutzt, was sie können und so weiter. 

Also vielleicht war es schon das, was etwas in mir ausgelöst hat. Vielleicht ist das tatsächlich der Grund, warum ich später begonnen habe, mich so für Technik zu interessieren.

Also war es schon früh klar für dich, dass du in die Technik gehen wirst?

Nein, überhaupt nicht! Als Teenager war ich zwar gut in der Schule, aber ich war überhaupt nicht interessiert an Biologie, Mathematik, Chemie und so weiter. Ich wollte auf keinen Fall ein naturwissenschaftliches Fach studieren. Stattdessen habe ich mich für ein Wirtschaftsstudium entschieden. Ich dachte mir einfach: Warum nicht? Du hast viele Optionen, du kannst reisen, du kannst ein Erasmus-Jahr machen … Ich hatte wirklich noch keine Ahnung, was ich nach meinem Abschluss machen wollte, aber ich dachte mir: Mit diesem Studium kann ich das auch später noch entscheiden.

So fing ich also mein Wirtschaftsstudium an. Und im letzten Jahr meines Masters wusste ich immer noch nicht, was ich nun tun wollte. Das machte mir allmählich wirklich Angst – ich hatte das Gefühl, jeder wäre interessiert an Marketing oder etwas Ähnlichem. Und ich? Es gefiel mir, ich mochte es, zu reisen, ich mochte die Praktika und so weiter. Aber so langsam sollte ich wohl tatsächlich beginnen, mir ernsthaft Gedanken darüber zu machen, in welche Richtung ich beruflich gehen würde.

Da landete diese E-Mail in meinem Postfach: ein Workshop mit Unternehmen aus der Technik, auch Microsoft war dabei. Und ich sagte mir: Weißt du was, warum eigentlich nicht?

War es dieser Workshop, durch den du dich für die Technik entschieden hast? Und wie ging es dann weiter?

Der Workshop war auf jeden Fall sehr spannend und interessant. Aber so richtig überzeugt haben mich die Menschen. Ich habe mich sofort wohl gefühlt. Also habe ich mich um eine Ausbildungsstelle bei Microsoft beworben – es ist eine dieser Ausbildungen, wo man zugleich arbeitet und studiert. Und ich wurde tatsächlich genommen, es war eine fantastische Möglichkeit. 

Durch mein Wirtschaftsstudium landete ich im wirtschaftlichen Bereich des Unternehmens, und das war für mich einfach perfekt: So konnte ich meine Leidenschaft zur IT mit meinen business skills verbinden. Ich erstellte analytische Berichte und hatte viel Kontakt zum Vertrieb. Verkauft wurden Cloud-Lizenzen und -Zertifizierungen – so kam ich das erste Mal mit Cloud Computing in Kontakt.

Während dieser Zeit wuchs mein Interesse an der Technik immer mehr und ich beschloss, mich nach der Ausbildung um einen Platz in einem Graduiertenprogramm bei Citrix zu bewerben.

Pauline Mercier von Citrix in London

Diesen Platz hast du dann auch bekommen, oder?

Genau. Citrix ist ein Partner von Microsoft – meine Ausbildungsstelle davor hat mir also sicher dabei geholfen, ins Graduiertenprogramm zu kommen. Aber dieses Programm hatte einen viel stärkeren Fokus auf Technik! Ich wurde im Prinzip dafür bezahlt, zu lernen (lacht). In sechs Monaten musste ich zehn Tech-Zertifikate abschließen. Es ging dabei vor allem um Technologien von Microsoft und Citrix. Manchmal dachte ich, ich würde es nie schaffen. Es gab drei große Prüfungen, bei denen wir selbst ausgearbeitete Konzepte präsentierten – und das vor Kunden von Citrix. Ich muss sagen, es war schon sehr stressig, aber ich habe unglaublich viel gelernt in dieser Zeit.

Was mir besonders gefallen hat, waren die shadowing weeks. Da konnten wir Personen aus einem bestimmten Team begleiten und beobachten, wie ihre täglichen Aufgaben so aussahen. So wussten wir auch gleich, wie wir das gelernte Wissen dann in der Praxis nutzen würden.

Welche Jobmöglichkeiten stehen dir nach diesem Programm offen?

Nach dem Abschluss versteht man, wie Citrix funktioniert und welche Mechanismen dahinterstecken. Man ist also in der Lage, Lösungen für einen Kunden zu entwickeln. Die wahrscheinlich technischste Rolle, in der du danach arbeiten kannst, ist Konsultor: Da designt man eine spezifische Lösung für den Kunden und richtet sie auch für ihn ein. Du kannst aber auch als Vertriebs­ingenieur oder Kunden­berater tätig sein. Und das sind nur ein paar Beispiele  es gibt bei Citrix wirklich unter­schiedlichste Jobs, für die dich das Programm qualifiziert.

Ich selbst zum Beispiel bin in eine völlig neue Rolle eingestiegen. Citrix hat gerade eine neue Software­lösung erworben – eine für Projektmanagement. Diese Lösung soll nun erfolgreich integriert werden, und dafür wurde ein neues Team geschaffen. Tja, und in diesem Team bin ich gelandet (lacht). Das heißt, ich bin die Schnittstelle zwischen der neuen Softwarelösung und der Firma selbst. Dazu brauche ich nicht nur technisches Know-How, sondern auch soziale Kompetenz – schließlich kommuniziere ich viel mit möglichen Kunden. Dass ich vorher ein Wirtschaftsstudium abgeschlossen habe, hat mir also sicher dabei geholfen, diesen Job zu bekommen.

Aber es hat bestimmt auch mitgespielt, dass ich so motiviert für diese Stelle war. Als ich gehört habe, dass es diese neue Softwarelösung für Projektmanagement geben wird, wusste ich: Dieser Job ist wie für mich gemacht. Ich wollte ihn unbedingt! Und das habe ich schlussendlich auch geschafft.

Pauline Mercier von Citrix in London

Neben deinem Job gibt es ja auch noch ein Projekt, das du ins Leben gerufen hast: don’t be cloudy. Was genau ist denn das?

Ja, stimmt! Es ist jetzt etwa ein Jahr her, dass ich dontbecloudy gegründet habe. Damals habe ich noch für Microsoft im Bereich Cloud Computing gearbeitet. Und mir ist aufgefallen: Wenn wir von der “Cloud” sprechen, dann wissen wir oft gar nicht, was das eigentlich ist. Wir wissen natürlich, dass es etwas ist, wo du deine Daten abspeichern kannst – ein Speicher, sozusagen. Aber die meisten Menschen wissen gar nicht, wie viele verschiedene Dinge eine Cloud eigentlich machen kann!

Im medizinischen Bereich ist es zum Beispiel möglich, dass ein Chirurg in Sydney eine Operation an einem Patienten durchführt, der in Frankreich sitzt. Alles nur dank der Cloud. Das und viele andere Dinge haben mich so fasziniert, dass ich meinen Instagram-Account dontbecloudy erstellt habe. Da teile ich News, Informationen und Fun Facts über Cloud Computing.

Der Inhalt wird sich aber bald ein wenig verändern: Ich bin nun Teil des WIN-Networks bei Citrix – „WIN“ steht für Women Inspirational Network, und ich werde mich dort bestimmt inspirieren lassen.

Ursprünglich wollte ich eigentlich ein Event veranstalten – eine Plattform für Expert*innen schaffen, die dort über ein bestimmtes Thema sprechen. Dann kam die Coronakrise, und es war leider bis jetzt noch nicht möglich. Aber hoffentlich bald!

Bis dahin können dir Interessierte zum Glück auf Instagram folgen. Sprichst du da auch über die Nachteile von Cloud Computing?

Ja, das ist ein wichtiges Thema. Cloud Computing kann nämlich leider sehr umweltschädlich sein. Das liegt daran, dass die nötigen Datenzentren enorm viel Hitze erzeugen – enorm viel Energie. Und dieser große Energieverbrauch wirkt sich negativ auf die Umwelt aus.

Aber Forscher*innen arbeiten daran, Alternativen zu entwickeln. Diese Umweltverschmutzung soll abnehmen – wer weiß, vielleicht können wir den Effekt sogar umkehren? Sodass die Cloud einen positiven Einfluss auf die Umwelt hat? Das ist ein Thema, das mich ganz besonders interessiert, und ich hoffe, dass da noch ganz viel in diese Richtung passiert.

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Was würdest du Schüler*innen sagen, die sich denken: Das interessiert mich auch, ich möchte selbst in die IT gehen?

Ich würde sagen: Tu es! Hab keine Angst davor. Ich war anfangs selbst ein bisschen unsicher, war mir nicht sicher, ob ich es schaffen würde. Aber man muss es einfach ausprobieren. Und wenn es etwas ist, wo man merkt: das interessiert mich, das will ich machen – dann mach es möglich. Es gibt so viele Wege, mehr über Cloud Computing und IT zu erfahren. Online-Kurse, Vorträge, Social-Media-Accounts – schau dich ein bisschen um und du wirst schnell merken, ob es ein Thema ist, das dich wirklich interessiert.

Und selbst wenn du zuerst eine andere Ausbildung angefangen oder vielleicht sogar schon abgeschlossen hast: Das ist kein Ausschlussgrund! Auch ich hatte keine formale Ausbildung in der Technik. Aber das ist okay. Vielleicht sind es sogar genau deine zusätzlichen Fähigkeiten, die gerade gefragt sind. Probier es einfach aus – in der Technik gibt es so viele Möglichkeiten, es ist bestimmt auch für dich die richtige dabei.

Auch Nicole Kögler hatte zuerst gar nicht vor, in die Technik zu gehen. Hier erfährst du, wie sie von der Kochschule doch noch ganz woanders landete!

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