„Die Technik war seit der Kindheit meine Leidenschaft“: Role Model des Jahres 2023 Hüzüme Erkaptan im Interview

Von LET’S TECH am 29.11.2023

Für Hüzüme war schon lange klar, dass sie mal in die Technik geht. Heute ist sie Project Engineer bei Toyota Material Handling, zuständig für automa­­tisierte Regale und ziemlich glücklich mit ihrem Job. Nebenbei studiert sie Wirtschafts­ingenieurwesen. Ihr Ziel ist aber etwas anderes. Was das ist erzählt Hüzüme hier. Außerdem verrät sie, was sie als Role Model des Jahres 2023 auszeichnet. Und weshalb sie immer motiviert ist.

Girls! TECH UP-Role Model des Jahres 2023: Was ging dir durch den Kopf, als du erfahren hast, dass du gewonnen hast?

Ich war echt sehr überrascht. Ich habe zwar teilgenommen, hatte aber nicht wirklich große Hoffnungen. Aber es hat wirklich geklappt und ich freue mich sehr, dass gerade mein Beitrag so gut gefallen hat. Das Feedback war auch während der ganzen Zeit sehr gut. Jedes Mal, wenn ich gesagt habe, dass ich gewonnen habe, haben alle geantwortet: Ja, das war doch eh klar, wir haben alle für dich gevotet!

Erinnerst du dich noch genau an deinen ersten Gedanken?

Ich musste direkt (unsere PR-Managerin) Martina Eisler anrufen und ihr sagen „wir haben gewonnen!“. Irgendwie musste ich direkt an das gesamte Team denken. Ich hatte das Gefühl WIR haben es geschafft und musste eben deswegen Martina Eisler und auch meinen Vorgesetzten Gerhard Skopal sowie meine Freunde anrufen und es ihnen sagen.

Und was hast du dir dabei gedacht, als du dich entschieden hast, beim Award mitzu-machen?

Es war der Vorschlag von Martina Eisler, dass junge Technikerinnen von uns teilnehmen und für mich war eigentlich eher der Gedanke: Wenn ich auch andere inspirieren kann, dann mache ich da sehr gerne mit. Ich wusste natürlich, dass ich dabei unterstützt werde und deswegen habe ich es auch sehr gerne gemacht.

So sieht es aus, wenn man Role Model des Jahres 2023 wird! | Credits: LET'S TECH

Gibt es eigentlich etwas, dass dich besonders dazu inspiriert hat, in die Technik zu gehen?

Das kann ich schwer beantworten, weil ich mich schon seit meiner Kindheit stark mit Technik beschäftigt habe.

Ich habe immer mit­geholfen, wenn mein Papa irgendetwas repariert oder zu Hause gemacht hat. Dadurch bin ich sehr interessiert.

Ich bin so aufgewachsen. Die Technik war seit der Kindheit meine Leide­nschaft.

Jetzt bist du selbst Project Engineer in der Logistik, was machst du da eigentlich genau?

Meine Haupt­tätigkeit ist es, Regale zu konstruieren, also zu designen. Ich kalkuliere Regale statisch, designe daraus ein Lager-Layout für Kunden so, wie sie es umsetzen könnten. Je nachdem, was gebraucht wird, schlage ich Lösungen vor. Das ist meine Aufgabe: Die Lager­fläche so effizient wie möglich zu gestalten.

War dein jetziger Job schon immer dein Ziel?

Mein Ziel ist es, flexibel zu bleiben und alles Mögliche auszuprobieren und das mache ich gerade. Ich habe bei Toyota Material Handling Austria als Praktikantin begonnen, dann war ich Support Logistic Solutions. Da war ich in mehreren Bereichen der Abteilung tätig und jetzt bin ich Project Engineer, während ich auch unser Flotten­management unterstütze.

Wie war das als Kind mit deinem Berufswunsch?

Als Kind habe ich nie wirklich gesagt, ich werde mal genau das sein, sondern stattdessen: Ich will das machen. Und das. Und das auch. Manchmal bin ich heimgekommen und habe (zum Beispiel) gesagt: Papa, ich möchte unbedingt Müllentsorgerin werden, oder sonst etwas. Also wirklich sehr unterschiedliche Dinge.

Kannst du diese Neugierde auch im Job ausleben?

Wir tauschen uns auch sehr oft im Team aus und das ist jedes Mal sehr spannend. Ich komme gerne in die Arbeit – alleine um über laufende Projekte zu sprechen. Schon dadurch lerne ich viel.

Und so sieht es aus, wenn Hüzüme an Lösungen für Kund:innen tüftelt. | Credits: Kreativpool

Es sieht am Anfang so aus als würde man immer das gleiche machen (z.B. Regale konstru­ieren), aber so ist es nicht. Man muss immer etwas Neues entwickeln und kreativ bleiben, weil jeder Kunde etwas anderes braucht. Und bei der Arbeit selbst lerne ich natürlich am meisten dazu. 

Ist es auch diese Kreati­vität, die dich so begeistert?

Würde ich schon sagen. Generell mag ich es gerne, Probleme oder Aufgaben zu lösen. Auch im Privat­leben. Ich glaube, das zeichnet mich schon aus. Wenn man eine Freundin von mir fragen würde, würde sie, denke ich, etwas Ähnliches sagen. Es freut mich einfach, wenn ich etwas geschafft oder gelöst habe.

Wie war es eigentlich für dich als junge Frau eine Karriere in der Technik zu starten?

Für mich war „das Mädchen sein“ eigentlich wirklich nicht im Fokus. Ich habe da weder Nachteile gesehen, noch habe ich es als Herausforderung betrachtet. Ich war eine sehr fleißige Schülerin. Das TGM war zum Beispiel eine echt schwierige Sache. Aber es hat mich einfach interessiert und so hatte ich auch Spaß daran.

Hast du momentan bestimmte Pläne und Ziele für die Zukunft?

Derzeit habe ich echt viele Pläne, weil ich im letzten Jahr des Bachelor­studiums bin. Viel­leicht will ich zwischen Bachelor und Master noch was machen. Letztes Semester war ich zum Beispiel von Jänner bis Mai in Finnland, um zu studieren. Deshalb überlege ich mir, ob ich wieder etwas Inter­nationales machen – ein Projekt oder eine längere Reise vielleicht.

Die Welt entdecken und nebenbei Karriere machen? Geht! Mit einer großen Portion Neugier und dem richtigen Job klappts. Credits: Unsplash

Ich wurde, was mein Auslands­studium angeht, echt sehr unterstützt. Ein bisschen war es sogar die Idee von meinem Vorge­setzten Gerhard Skopal und auch unser Bereichs­leiter Josef Dax war total überzeugt davon. Das hat mich auch sehr gefreut und motiviert.

Als Role Model des Jahres bist du jetzt ein Vorbild. Hast du selbst auch Vor­bilder?

Mein Papa auf jeden Fall, und meine Schwester. Ich habe eben immer mit meinem Papa sehr viel Zeit verbracht. Er ist jemand, der sehr gerne philosophiert, gerne über alle möglichen Themen diskutiert und auch ein wahn­sinnig kluger Mensch. Er war immer derjenige, der mich so sehr motiviert hat, das zu erreichen, was ich mir wünsche.

Überhaupt war meine ganze Familie immer stolz auf alles, was ich gemacht habe. Auch dadurch war ich nie unsicher und konnte viel Selbst­vertrauen entwickeln. Also ich bin eigentlich immer dabei, wenn sich Möglich­keiten ergeben.

Eine Siegerin, aber viele erfolgreiche Role Models: Hier findest du die Videos aller Teilnehmerinnen.

Ist es auch das, was dich zum Role Model macht?

Ich glaube, ich bin vielleicht deshalb Role Model geworden, weil ich einfach alle Dinge mache, die mich interes­sieren und Möglich­keiten wahrnehme, ohne zu zögern. Ich bin neugierig und wiss­begierig und motiviere mich daher auch selbst, ich brauche da keinen externen Einfluss.

Dadurch und durch die Unter­stützung von Familie und Arbeit­geber konnte ich meine Leiden­schaft weiterbringen und zeigen, was ich alles gerne mache. Das zeichnet mich, glaube ich, als Role Model aus.

Apropos Role Model: Hast noch einen Tipp spe­ziell für Mädchen und junge Frauen, die selbst in der Technik durch­starten wollen?

Mein Tipp gilt einer­seits natürlich für Mädchen, aber eigent­lich für alle Schüler­innen und Schüler: Wenn man sich für etwas interes­siert und motiviert ist – zum Beispiel für Technik , sollte man es einfach machen. Denn einen Versuch ist es wert und wenn man es leiden­schaftlich gerne macht, wird man auch Erfolg haben.

Hier erfährst du mehr über das Role Model des Jahres 2022.

Let's role!

Das könnte dich auch interessieren:

Von Instagram

Girls! Tech Up - Projektpartner

Ask a scientist.

Wie kommt der Strom ins E-Bike? Was kann der klügste Roboter? Warum ist mein Internet heute so langsam? Oder brennt dir eine ganz andere Frage unter den Nägeln? Stelle sie hier!